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Blauschwarz und Hummelgroß

Holzbiene Weibchen Salbei

Das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ hat für 2024 eine Biene gewählt, die durch ihre Größe und das laute Brummen Respekt einflößt. Dabei zählt die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) zu den sanften Riesen im Reich der Wildbienen. Auf Streuobstwiesen mit altem Baumbestand treffen wir sie häufig an.

Holzbienen (Xylocopa) zeichnen sich aber nicht nur durch ihre Größe sondern auch durch die überwiegend schwarze Körperbehaarung aus. In Deutschland wurden bislang drei Arten gefunden, von denen unsere Wildbiene des Jahres am häufigsten vorkommt und am weitesten verbreitet ist. Die Weibchen zählen mit zwei bis drei Zentimetern zu den größten Wildbienen in Deutschland und fallen durch ihre bläulich glänzenden Flügel auf.

Die Wildbiene des Jahres 2024 besiedelt unterschiedliche, stets wärmebetonte Lebensräume im Offenland
wie auch in Siedlungen. Streuobstwiesen zählen zu den favorisierten Biotopen. Dabei bestimmt das Angebot an geeignetem Holz, das sie zur Nestanlage benötigt, das Vorkommen. Die Weibchen nagen ihre linienförmigen Bauten mit in Reihe angelegten Brutzellen in totes Holz. Das können abgestorbene Bäume, Balken oder Pfähle sein. Das Holz muss noch eine genügende Härte aufweisen und darf noch nicht morsch sein.

Beim Blütenbesuch ist die Blauschwarze Holzbiene nicht sehr wählerisch: Sie bevorzugt zwar Schmetterlings- und Lippenblütler, besucht aber insgesamt Pollenquellen aus über zehn Pflanzenfamilien. Regelmäßig ist sie auch in Dörfern und Städten zu finden, etwa an begrünten Fassaden mit Geißblatt oder Blauregen oder an Beeten mit Muskateller-Salbei oder Großblütigen Platterbsen.

Mutter erlebt den Nachwuchs

Die frisch entwickelten Männchen und Weibchen einer Holzbienen-Generation erscheinen im Spätsommer
und suchen sich ein Überwinterungsquartier in Hohlräumen von Lehm- und Lößwänden, in Spalten zwischen Mauersteinen oder ähnlichen Substraten. Im kommenden Frühling kommt es zur Paarung der Geschlechtstiere und die frisch begatteten Weibchen beginnen etwa ab Ende April ihre Nester in Holzstämme, -pfähle oder -balken zu nagen. Die Entwicklung der Larven, die von dem eingetragenen Vorrat aus Pollen und Nektar leben, vollzieht sich in der kurzen Zeit von etwa zwei Monaten.

Bei den meisten Solitärbienen verschließt das Weibchen nach der Nestversorgung den Eingang und stirbt. Nicht so die Blauschwarze Holzbiene: Sie bewacht den unverschlossenen Nesteingang und erlebt so das Schlüpfen ihres Nachwuchses – eine Besonderheit in der Fortpflanzungsbiologie von solitären Wildbienen.

Abgestorbene Obstbäume können von Holzbienen als Nistplatz genutzt werden. Foto: Martin Klatt

Wohnraum in stehendem Totholz

Ein gutes Angebot an Alt-und Totholz ist für die Wildbiene des Jahres 2024 zentral. Abgestorbene Obstbäume sollten als stehendes Totholz möglichst lange in der Landschaft belassen werden, um der Holzbiene einen Nistplätze zu bieten. Auch bei Wildbienen-Nisthilfen können wir an die Blauschwarze Holzbiene denken: Neben dem üblichen Angebot an Bambusröhren und Hartholzblöcken bietet sich an, einen alten Baumstamm aufzustellen. Es ist wichtig, die Nisthilfe in die Sonne zu stellen, um dem Wärmeanspruch der Tiere gerecht zu werden.